Rückblick auf den 36. Evangelischen Deutschen Kirchentag

Inzwischen sind alle Teilnehmer des 36. Evangelischen Deutschen Kirchentags wieder zurück im Rhein-Main Gebiet. Unser besonderer Dank gilt den vielen aktiven Teilnehmern, Helfern und Unterstützern, auch aus Berlin, die diesen Kirchentag ermöglicht haben.

Als Resumée der Veranstaltung auf dem Markt der Möglichkeiten können wir sagen, dass dieser Kirchentag ein schöner Erfolg war. Globalisierung darf nicht zu unkontrolliertem anwachsendem Verkehr führen. Das Recht auf Ruhe und Stille muss den Menschen gewährt werden. 

Auf dem diesjährigen Kirchentag stand das Bewusstsein im Vordergrund, dass Wachstum differenziert betrachtet werden muss. Nicht quantitatives sondern qualitatives Wachstum in der Wirtschaft sollte angestrebt werden. Dabei sollte die Vernunft die treibende Kraft der Unternehmer und Konzerne sein und nicht die Gier nach bedingungslosem Profit. Aber nicht nur die Wirtschaft, sondern auch der einzelne Verbraucher sollte sein Denkn un Handeln überprüfen. Dabei heißt vernünftig handeln nicht unbedingt auf alles zu verzichten, aber vielleicht die eine oder andere Entscheidung zu überdenken, um unsere Welt für die kommenden Generationen zu erhalten.
Dies gilt bei der Planung von Urlauben, dem Einkaufen von Lebensmitteln, sowie der Nutzung von Verkehrs-mitteln im täglichen Leben.

Eröffnet wurde unser Messestand mit der Präses der Synode der EKBO, Sigrun Neuwerth, Prof. Dr. Frank Krüsemann (Theologe), Kirsten Lühmann (MdB und verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion) sowie Hans-Georg Sehmsdorf vom Kirchenamt Neukölln  zum Thema Globalisierung. Verkehr. Lärm. Recht auf Ruhe und Stille! 

Welchen Rechtsanspruch müssen wir formulieren, um die Verlärmung von Millionen von Menschen zu verhindern. Die Globalisierung darf nicht dazu führen, den Verkehr unkontrolliert anwachsen zu lassen.  Uli Nissen (MdB, SPD) aus Frankfurt berichtete von den Ergebnissen der Nora Stude im Gespräch mit Harald Jaensch und Dietrich Elsner. Matthias Gastel (MdB, Bündnis90/Grünen) aus Stuttgart, Verfechter einer ökologischen Verkehrswende, diskutierte mit Besuchern und Harald Jaensch über das veränderte Mobilitätsverhalten der jungen Menschen - weg vom Statussymbol Auto in den Städten- hin zu neuen Verkehrskonzepten, verbunden mit ausreichend Lärmschutz für die Menschen. Sabine Leidig (MdB, DIE LINKE) kam spontan an unserem Stand vorbei und diskutierte mit uns über eine neue Verkehrs- und Mobilitätspolitik. Annette Sawade (SPD, Mitglied im Deutschen Bundestag) war unserer Einladung gefolgt. Sie vertritt die Forderung, dass Mobilität umweltfreundlich sein muss. Bei ihr fanden wir ein offenes Ohr für ein gesamtheitliches Verkehrskonzept, das dringend notwendig ist.

Die Ministerpräsidentin von RLP, Malu Dreyer und Dr. Ulrich Ölschläger (Präses der K.-Synode der EKHD) sagten den Bürgerinitiativen  in der Schluss-Diskussion am Samstag Nachmittag Ihre Unterstützung zu. Der Strategiewechsel der Fraport- hin zur Billigfliegerei - sei nicht hinnehmbar. Für die Bundesratsinitiative für mehr Lärmschutz gebe es im Bundesrat leider noch keine Mehrheit. Präses Dr. Ölschläger bestärkte den Einsatz der Kirche (EKHN) für weniger Fluglärm.

Immer mehr Menschen, vor allem die jungen Leute haben erkannt, dass die Globalisierung nicht nur Vorteile bringt. Unser Film in der Lärmbox mit audiovisuellen Sequenzen von Flug-, Bahn- und Verkehrslärm hat viele Besucher erschrocken. Ein neues Bewusstsein entwickelt sich, dass das Fliegen neben den Annehmlichkeiten schnell von A nach B zu kommen auch klimatische Auswirkungen nach sich zieht, die unserer Erde nicht gut tun. Wir konnten in den Gesprächen mit Besuchern feststellen, dass viele Menschen allgeme unter Lärm leiden.

Wohnen an einer stark befahrenen Durchgangsstraße oder direkt an einer Bahnlinie ist keine Seltenheit mehr. Einige teilten uns mit, dass sie wegen des andauernden Lärms weggezogen seien in ruhigere Wohnungen.

Im Trullo fanden viele Besucher die Möglichkeit, die Hektik und den Lärm aus der Messehalle auf dem Kirchentag für eine kurze Zeit auszublenden. Einige berichteten von Ihren Lärmerfahrungen an Ihrem Wohnort. Viele waren erstaunt, obwohl der Lärm von draußen nicht völlig ausgeblendet werden konnte, wie angenehm die "Ruhe" im inneren des Trullos auf die Psyche wirkte. Auch die Form des Trullo fanden viele Besucher spannend. 

Als Fazit nehmen wir mit: Wir sind nicht allein! Wir können Hoffnung haben, dass wir als Vorreiter für eine lärmreduzierte Welt auf dem richtigen Weg sind und uns noch einige Menschen folgen werden. Wir sehen uns wieder auf dem 37. Ev. Deutschen Kirchentag in Dortmund 2019 oder dem nächsten ökumenischen Deutsen Kirchentag in Frankfurt 2021.

Bettina Appelt
Organisation

Impressionen vom Stand